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3 Fragen an... Gerald Mertens

Wir haben Gerald Mertens, dem Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung (DOV), drei Fragen zum Ausnahmejahr 2020 und den Plänen für das Jahr 2021 gestellt.
Gerald Mertens
Gerald Mertens © Maren Strehlau

Ein Jahr Corona: Welches Fazit ziehen Sie? 

Die harten Einschnitte bei Live Aufführungen im Rahmen der Lockdowns haben allen Beteiligten deutlich gemacht, wie sehr die gesamte Branche Bühne und Publikum braucht. 85 Prozent Umsatzeinbruch im Jahr 2020 für die darstellenden Künste sind der GAU, 2021 dürfte nicht viel besser werden. Nur ein kleines Segment von fest angestellten Künstler*innen und Ensembles im Rundfunk sowie öffentlich geförderten Theater- und Konzertbetrieben hat die Lage bis jetzt halbwegs unbeschadet überstanden. Aber der gesamte Bereich der Freischaffenden, Solo-Selbstständigen und zahlreicher kleinerer und mittlerer Unternehmen aus dem Kultur- und Eventbereich sowie viele Musikverlage sind existenziell unfassbar schwer betroffen. Das macht mir unverändert große Sorgen und hier brauchen wir befristet staatliche Unterstützungen. 

Was ist Ihre Perspektive für das Kulturleben 2021 und danach?

Ich hoffe, dass mit dem Abklingen der Pandemie der Bedarf der Menschen nach Live-Erlebnissen so groß ist, dass die Nachfrage durch die Decke geht. Das dürfte aber erst 2022 geschehen. In 2021 werden wir noch eine Durststrecke vor uns haben. Auf jeden Fall hat Corona einen massiven Digitalisierungsschub für die Musikbranche in Gang gesetzt, der auch zukünftig für größere Reichweiten kultureller Angebote sorgen wird. Ich bin gespannt, welche innovativen Formate, die während der Coronakrise entstanden sind, auch in Zukunft zu einer neuen kulturellen Vielfalt führen werden.

Eine wesentliche Entwicklung ergibt sich aus meiner Sicht bereits dadurch, dass durch den Corona-Lockdown die Nutzungen von Streaming-Angeboten rasant gestiegen sind. Ein ohnehin schon bestehender Trend hat sich einfach immens beschleunigt. Faktisch ist die gute alte Videothek durch Netflix und Co. abgelöst worden und Streaming hat die Bereiche Vermietung und Verleih fast komplett abgelöst. Aus Sicht der Kreativen und ihrer Partner sprechen wir uns an dieser Stelle für eine angemessene und faire Vergütung vonseiten der Streaming-Anbieter aus. 

In diesem Jahr wählen die Berechtigten der GVL ihre Vertreter*innen. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Themen der GVL für die kommenden vier Jahre?

Ein wichtiges Thema für die GVL wird in den kommenden Jahren die weitere Automatisierung der IT-Prozesse sein, um für die Berechtigten noch bessere, transparente und komfortablere Melde- und Abrechnungsmöglichkeiten zu bieten.