Jahresrückblick
2020

Übersicht

Statement der Geschäftsführung zum Jahr 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Berechtigte der GVL,

das Jahr 2020 wird einen festen Platz im kollektiven Gedächtnis einnehmen: Aufreibende Monate voller Veränderungen, Beschränkungen, Ängste, Entbehrungen, Verluste. Die Covid-19-Pandemie hat uns allen viel abverlangt. Unsere Berechtigten hatten mit dramatischen Einschnitten zu kämpfen, nicht wenige Kreative fühlten sich mit ihren existentiellen Sorgen komplett allein gelassen.

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Dr. Tilo Gerlach und Guido Evers, Geschäftsführer der GVL
Dr. Tilo Gerlach und Guido Evers, Geschäftsführer der GVL. Foto: Dirk Deckbar

Die Vergütungen der GVL waren für viele Künstler*innen und Labels eine finanzielle Konstante: 283,3 Mio. Euro hat die GVL im Corona-Ausnahmejahr 2020 an ihre Berechtigten ausgeschüttet. Zusätzlich zu den acht regulären Verteilereignissen mit ihren 31 Verteilläufen konnte die GVL Vorschusszahlungen für Künstler*innen ebenso wie Hersteller*innen und zusätzliche Corona-Unterstützungen in zweistelliger Millionenhöhe auf den Weg bringen. Das ist ein sichtbarer Erfolg, der nicht zuletzt Ergebnis des fortgeschrittenen Konsolidierungsprozesses der modernisierten GVL-IT-Systeme ist.

Auch die GVL musste sich auf die neuen Umstände einstellen. Unsere Mitarbeiter*innen haben von einem Tag auf den anderen – und durchgehend bis heute – ihre Tätigkeit im Homeoffice aufgenommen. Fraglos hat die Gesunderhaltung unserer Belegschaft höchste Priorität. Auf diese Weise konnten wir zugleich die zeitgerechte Durchführung aller Verteilungen gewährleisten. Für den ungebrochenen Einsatz und das Engagement unserer Mitarbeiter*innen in dieser schwierigen Zeit bedanken wir uns an dieser Stelle ausdrücklich.

In diesem Ausnahmejahr war das zentrale Ziel der GVL, ein Höchstmaß an Vergütungen für ihre Berechtigten zu mobilisieren. Daneben haben wir die Weiterentwicklung der Systeme mit unverminderter Energie vorangetrieben und dabei erhebliche Fortschritte erzielt. Gleichzeitig stand die GVL auch in der Kritik: Mit dem Vorwurf mangelnder Transparenz und Verständlichkeit müssen wir uns aktiv auseinandersetzen. Deshalb haben wir unsere Kommunikationsmaßnahmen geschärft. Zahlreiche neue Dialogformate und Informationsangebote schaffen einen direkteren Kontakt mit unseren Berechtigten und geben uns die Chance, den Hersteller*innen und Künstler*innen die komplexen Zusammenhänge der GVL näher zu bringen.

Wir freuen uns, dass der „Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen“ (VUT) seit Juli 2020 unseren Gesellschafterkreis verstärkt. So kann sich der Verband nun auch innerhalb der Gremien der GVL für die Interessen der unabhängigen Tonträgerhersteller*innen einsetzen.

Gemeinsam mit den führenden Verbänden der Kreativbranche – darunter auch die vier Gesellschafter der GVL – haben wir uns auf politischer Ebene weiter für die Belange unserer über 160.000 Berechtigten stark gemacht. Als Basis diente unter anderem die im Jahr 2020 neu aufgelegte Musikwirtschaftsstudie. Der Zeitpunkt der Erhebung macht die Ergebnisse umso wertvoller, da sie einerseits das kontinuierliche Wachstum der Musikwirtschaft in greifbare Zahlen fasst, anderseits aber die wirtschaftliche und finanzielle Ausnahmesituation, die die Coronakrise erzeugt hat, besonders scharf kontrastiert. Zwischen 2014 und 2019 sind die Gesamterlöse der Branche um 18 Prozent auf 13,6 Mrd. Euro pro Jahr gewachsen. Seitdem haben massive Einnahmeverluste die Kultur- und Kreativwirtschaft schwer getroffen. Es bleibt abzuwarten, wie schnell diese wirtschaftliche Dimension und Dynamik wieder erreicht werden wird.

In diesem Ausnahmejahr war das zentrale Ziel der GVL, ein Höchstmaß an Vergütungen für ihre Berechtigten zu mobilisieren.

Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen in der Kreativindustrie sind die Einnahmen der GVL im Jahr 2020 stabil geblieben: Mit 216,1 Mio. Euro – 0,6 Mio. Euro mehr als im Vorjahr – liegt unser Jahresabschluss deutlich über den Schätzungen von Anfang des Jahres. Es ist gelungen, die GVL verlässlich durch ein historisches Krisenjahr zu navigieren. Zwar musste die GVL angesichts geschlossener Clubs, Restaurants, Hotels und vieler anderer Betriebe erhebliche Defizite in der öffentlichen Wiedergabe verkraften. Zugleich übertrafen die Einnahmen aus der Geräteabgabe (Privatkopie) aber die ursprünglichen Schätzungen: Gerade während der Lockdowns waren die Verkaufszahlen von Computern massiv angestiegen. Diese Entwicklung und weitere Sondereffekte wirkten sich stabilisierend auf die Bilanz der GVL aus. Im Global Music Report 2021 der IFPI – des internationalen Dachverbands der Musikindustrie – bekleidet die GVL damit im Jahr 2020 Rang 2 im weltweiten Vergleich, nach der amerikanischen Schwestergesellschaft.

Corona ist noch nicht überstanden – die Nachwehen der Pandemie werden viele Kreative und ihre Partner auch nach 2021 spüren. Zugleich sind wir überzeugt, dass die Kreativität und die nie gekannte Solidarität, die die gesamte Branche im Jahr 2020 gezeigt hat, auch in der Zeit nach Corona erhalten bleiben. Wir als GVL haben die Innovationskraft aus den vergangenen Jahren nachhaltig in unsere Kultur integriert. Wir werden auch zukünftig mit konsequenter Leistung überzeugen und ein aktiver und verlässlicher Partner an der Seite unserer Berechtigten sein.

Ihre
Guido Evers und Dr. Tilo Gerlach
Geschäftsführer der GVL