Jahresrückblick
2021

Übersicht

Statement der Geschäftsführung zum Jahr 2021

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Berechtigte der GVL,
 

so erfolgreich das Jahr 2021 für die GVL war, so schwer fällt es uns, in diesen Zeiten einzig wirtschaftliche Ergebnisse in den Fokus zu stellen. Während wir im Februar 2022 die Vorbereitungen für diesen Jahresbericht getroffen haben, wurde Europa von dem Kriegsausbruch überrascht. Nach rund zwei Jahren Pandemie waren plötzlich alle Augen auf die Ukraine gerichtet. Die täglichen Bilder und Nachrichten des nur 1.000 Kilometer entfernten Kriegs verstören. Für unsere Berechtigten gehen mit den jüngsten Entwicklungen weitere handfeste Belastungen einher: Die Preissteigerungen der vergangenen Monate bürden ihnen wie uns allen unerwartete Kosten auf und sorgen für zusätzliche Unsicherheit in einem Jahr, in dem die Hoffnung auf Normalität so groß war.

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Foto - Geschäftsführer der GVL - Tilo Gerlach und Guido Evers
Dr. Tilo Gerlach und Guido Evers. Foto: Stefan Wieland

Wir wissen, dass der Beitrag der GVL zu den Einkünften der Kreativen und ihrer Partner in diesen unsicheren Zeiten einen besonders hohen Stellenwert einnimmt: Mit einer Verteilsumme von 337 Mio. Euro im Jahr 2021 haben wir den Höchstwert des Jahres 2020 nochmals übertroffen und Vergütungen an über 140.000 Berechtigte ausgezahlt. Zugleich hat die GVL damit ihre Rückstellungen und Verbindlichkeiten ein weiteres Jahr in Folge um über 100 Mio. Euro reduziert.

Zudem konnte die GVL ihre Einnahmen im Jahr 2021 deutlich steigern: Mit 248 Mio. Euro liegen wir gut 30 Mio. Euro über den Einnahmen des Vorjahres. Der am stärksten von der Pandemie betroffene Erlösbereich – die öffentliche Wiedergabe – hat sich zwar etwas erholt, ist aber nach wie vor nicht auf dem Niveau von 2019. Dafür haben wir 2021 jedoch unsere Einnahmen im Bereich des privaten Hörfunks dank eines neuen Rundfunktarifs und im Bereich der Privatkopie deutlich steigern können.

Das zentrale Ereignis im vergangenen Jahr war die Berechtigtenversammlung, die aufgrund der Corona-Pandemie erstmals als reines Online-Format gestreamt wurde. Im Fokus der Veranstaltung standen die alle vier Jahre stattfindenden Wahlen der GVL-Delegierten, die am 4. Juni auf einem eigens dafür eingerichteten Online-Portal durchgeführt wurden.

Bereits drei Wochen später konnten wir 16 erneut bestätigte und sechs neu gewählte Delegierte bei der Gesellschafter- und Delegiertenversammlung, dem Kerngremium der GVL, begrüßen. Unter ihnen sind auch öffentliche Kritiker*innen der GVL, die nun in den Gremien konstruktiv an der Weiterentwicklung unserer Verwertungsgesellschaft mitarbeiten.

Der öffentlichen Kritik aus den Vorjahren sind wir einer aktiveren und zielgerichteten Kommunikation und vor allem mit einer deutlichen Steigerung unserer Performance begegnet. Auch 2021 wurden die ambitionierte Verteilplanung zuverlässig eingehalten. Zudem haben wir weiter in den technischen Fortschritt der GVL investiert. Als datenverarbeitendes Unternehmen sind wir gefordert, unsere Technologien und Schnittstellen ständig anzupassen, um mit nationalen und internationalen Systemen kompatibel zu bleiben und gemeinsam neue Standards zu setzen. Dabei liegt die größte Herausforderung darin, die kontinuierliche Optimierung unserer Portale und Features mit dem laufenden Betrieb der bestehenden Systeme funktional in Einklang zu bringen.

Am 1. August 2021 – kurz vor Ende der Legislaturperiode – ist das reformierte Urheberrecht fristgemäß in Kraft getreten. Es sieht neue Vergütungsansprüche für Plattformnutzungen vor, die wir als GVL im Sinne unserer Berechtigten professionell wahrnehmen werden.

Wir wissen, dass der Beitrag der GVL an den Einkünften der Kreativen und ihrer Partner in diesen unsicheren Zeiten einen besonders hohen Stellenwert einnimmt: Mit einer Verteilsumme von 337 Mio. Euro im Jahr 2021 haben wir den Höchstwert des Jahres 2020 nochmals übertroffen und Vergütungen an über 140.000 Berechtigte ausgezahlt.

Mit dem Regierungswechsel nach der Bundestagswahl richten sich nun die Erwartungen der Kreativbranche an Claudia Roth als neue Beauftragte für Kultur und Medien. Ein wichtiges Zeichen wurde aus unserer Sicht bereits im Koalitionsvertrag gesetzt: Kultur soll als festes Staatsziel im Grundgesetz verankert werden. Im Hinblick auf die prekäre Lage vieler Künstler*innen und Kulturbetriebe während der Corona-Pandemie begrüßen wir dieses Vorhaben. Wichtig wird es aber sein, diesen Bedeutungszuwachs mit Leben zu füllen. Um die kulturelle Vielfalt dauerhaft zu erhalten, bedarf es sozialer Sicherungssysteme und nachhaltiger Förderstrukturen für alle Sparten. Dafür setzen wir uns aktiv ein.

Auch jetzt noch haben viele Künstler*innen mit Verdienstausfällen zu kämpfen. Die Förderung und Unterstützung der Branche ist nicht nur in Zeiten von Corona unverzichtbar – hier einen spürbaren Beitrag zu leisten, hat für uns absolute Priorität. So engagieren wir uns seit 15 Jahren als Hauptgesellschafterin der Initiative Musik, die allein im Jahr 2021 über 100 Mio. Euro in diversen Förderprogrammen vergeben konnte. Außerdem hat die GVL selbst im vergangenen Jahr ein 30 Mio. Euro starkes BKM-finanziertes Stipendienprogramm im Rahmen von Neustart Kultur durchgeführt: Rund 5.500 Künstler*innen haben von der Unterstützung ihrer kreativen Vorhaben profitiert.

Auch im zweiten Corona-Jahr konnten wir unseren Berechtigten als verlässlicher und kraftvoller Partner zur Seite stehen. Entsprechend positiv sind viele Reaktionen aus der Kreativbranche, die uns erreichen. Das bestärkt und motiviert uns, auch zukünftig unser Bestes zu geben für unsere Künstler*innen und Labels, deren Rechte uns anvertraut sind.

Ihre
Guido Evers und Dr. Tilo Gerlach
Geschäftsführer der GVL