GVL steigert Bilanz für 2012 durch Forderungskonkretisierung um 18,6 Millionen Euro
Die Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten mbH (GVL) konnte ihre Gesamterträge im Geschäftsjahr 2012 um 18,6 Millionen Euro auf 146,9 Millionen Euro steigern. Die Zunahme entfällt fast ausschließlich auf den Bereich Vervielfältigung und beruht auf einer teilweisen Forderungskonkretisierung durch Rechnungsstellung der ZPÜ (gemeinsame Inkassostelle der Verwertungsgesellschaften; Zentralstelle für private Überspielungsrechte) gegenüber den Herstellern und Importeuren von Geräten und Speichermedien für die Privatkopie.
„Die Verweigerungshaltung der Hardware-Industrie führte auch 2012 zu deutlich geringeren Einnahmen als in früheren Jahren mit damals funktionierender gesetzlicher Regelung. Immerhin konnten wir nun teilweise unsere Forderungen beziffern und wieder in der Bilanz ausweisen“, erklären Guido Evers und Dr. Tilo Gerlach. Die beiden Geschäftsführer der GVL betonen gleichzeitig, dass die Forderungsbestände allerdings nicht für die Verteilung zur Verfügung stehen, sondern zunächst nur bilanziert wurden: „Diese ausgewiesenen Einnahmen in erheblicher Höhe können wir mangels Zahlungseingang derzeit nicht weiterleiten, das führt für unsere Berechtigten erneut zu massiven Einbußen.“ Die zunächst zur Verteilung gesperrten Beträge liegen in 2012 mit 17,8 Millionen Euro deutlich über jenen im Vorjahr (2,0 Millionen Euro). Die Vergütungen für Vervielfältigungsrechte führten zu Erlösen in Höhe von 18,7 Millionen Euro in 2012 (Vorjahr: 2,4 Millionen Euro).
Im Übrigen ist die Ertragslage der GVL in allen anderen Bereichen stabil und entspricht etwa dem Vorjahresergebnis. Im Bereich der Sendevergütung konnten im Geschäftsjahr 2012 insgesamt 80,4 Millionen Euro erlöst werden (Vorjahr: 79,1 Millionen Euro). Das Ergebnis bei der öffentlichen Wiedergabe konnte abermals gesteigert werden und liegt für 2012 bei 39,9 Millionen Euro (Vorjahr: 38,9 Millionen Euro) – wesentliche Steigerungen sind weiter angestrebt, entsprechende Musterverfahren sind gegenwärtig beim Bundesgerichtshof (BGH) anhängig. Bei den Erträgen aus Vermietung und Verleih musste die GVL einen Rückgang auf 2,9 Millionen Euro (2011: 3,4 Millionen Euro) verzeichnen, Grund sind im Vorjahr vereinnahmte periodenfremde Vergütungen aus der Bibliothekstantieme. Für die Kabelweitersendung künstlerischer Darbietungen, die nicht Tonträger oder Videoclips betreffen, wurden 2,1 Millionen Euro erlöst (Vorjahr: 2,2 Millionen Euro). Die Zinserträge reduzierten sich aufgrund des anhaltend niedrigen Zinsniveaus von 1,8 Millionen Euro im Vorjahr auf 1,7 Millionen Euro im Jahr 2012.
Der Verwaltungsaufwand ist mit 10,4 Millionen Euro und damit 7,2 Prozent der Umsatzerlöse im Vergleich zum Vorjahr (8,9 Millionen Euro) nochmals deutlich gestiegen. Die Zunahme resultiert unverändert hauptsächlich aus der Umstellung des Verteilungssystems für ausübende Künstler und dem dadurch deutlich gestiegenen Personalbedarf. Die Zuwendungen für kulturelle, kulturpolitische und soziale Zwecke in 2012 lagen bei 4,0 Millionen Euro (Vorjahr: 3,4 Millionen Euro).
Der Jahresüberschuss der GVL in 2012 vor Steuern und Verteilung beträgt 128,8 Millionen Euro (Vorjahr: 112,3 Millionen Euro). Nach Abzug von Zuwendungen und der gesperrten Beträge bleibt ein für die Verteilung zur Verfügung stehender Betrag von 107 Millionen Euro (Vorjahr: 106,9 Millionen Euro).
Für das Geschäftsjahr 2013 wird mit einem leichten Anstieg der Umsätze gerechnet. „Unverändert wird jedoch die ungelöste und die Geräteindustrie einseitig begünstigende Situation bei der privaten Vervielfältigung negative Folgen für die kurz- und mittelfristige Liquidität haben“, erläutern Gerlach und Evers und fordern, dass der Gesetzgeber das „lückenhafte gesetzliche Verfahren endlich durch eine faire Regelung ergänzt.“ Der Abschluss von Gegenseitigkeitsverträgen mit ausländischen Schwestergesellschaften wird 2013 weiter vorangetrieben, um Rechte auch im Ausland wahrzunehmen und dort vorliegende Vergütungen für Berechtigte der GVL einzuziehen und an diese weiterzuleiten. Darüber hinaus werden die Gesamtverträge mit den privaten Rundfunkveranstaltern und den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten derzeit neu verhandelt.
Die GVL wurde 1959 gegründet und vertritt als Verwertungsgesellschaft. inzwischen weltweit mehr als 140.000 Künstler, Tonträgerhersteller, Videofilmproduzenten und Veranstalter in der Wahrnehmung ihrer Leistungsschutzrechte. Gleichberechtigte Gesellschafter sind die Deutsche Orchestervereinigung e.V. (DOV) und der Bundesverband Musikindustrie e.V. (BVMI).