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3 Fragen an Dr. Florian Drücke

Dr. Florian Drücke ist Geschäftsführer des Bundesverbands Musikindustrie e. V. (BVMI). In dieser Funktion ist der promovierte Jurist außerdem Gesellschaftervertreter in der Gesellschafter- und Delegiertenversammlung (GuDV) der GVL. Wir haben mit ihm über die Zusammenarbeit in den Gremien der GVL gesprochen und uns bei ihm einen kurzen Ausblick auf die Musikindustrie in der Zeit nach Corona abgeholt.
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Foto: BVMI/Markus Nass

Anfang Juni hat die GVL-Berechtigtenversammlung stattgefunden. Sie sitzen als Gesellschaftervertreter gemeinsam mit den Delegierten in der Gesellschafter- und Delegiertenversammlung. Haben Sie irgendeinen Rat, den Sie den frischgewählten Delegierten mit auf den Weg geben können?

Der „eine Rat“ fällt mir schwer, aber generell denke ich, dass es wichtig ist, als Delegierter das eigene, ganz konkrete Know-how aus der jeweiligen Branchenpraxis einfließen zu lassen und dabei im Blick zu behalten, dass in der GVL als gemeinsamer Verwertungsgesellschaft ganz verschiedene Blickwinkel aufeinander treffen. 

Was ist Ihnen als Gesellschaftsvertreter wichtig in der Zusammenarbeit mit den Delegierten?

Für Künstler*innen und Labels ist der Handel mit Rechten, das Lizenzgeschäft, neben dem kreativen Sparringsprozess die gemeinsame Lebensader. Wie wichtig das Lizenzgeschäft ist, das ja weit über den Zuständigkeitsbereich der GVL hinaus geht, haben in den vergangenen Monaten die zahlreichen Wortmeldungen unterschiedlichster Branchen¬gruppierungen in der Diskussion um die Urheberrechtsreform gezeigt. Neben den Auswir¬kungen der Pandemie hat dies wie selten zuvor deutlich gemacht, wie eng verbunden wir als Branche mit- und untereinander sind – ein wichtiges und ein starkes Signal für die Zukunft. Das sollte für uns in der Zusammenarbeit für die GVL auch eine Verpflichtung sein, den Dialog und das Verständnis für unterschiedliche Perspektiven zu suchen und immer nach dem zu schauen, was uns eint. 

Es sind zunehmend mehr Menschen geimpft und erste Lockerungen bei den Corona-Maßnahmen sind schon jetzt spürbar. Welche Chancen aber auch Herausforderungen sehen Sie in den kommenden Monaten auf die Musikindustrie zukommen?

Der Recorded-Bereich, die Musikindustrie also, für den die Mitglieder des BVMI im Wesentlichen stehen, ist von den Corona-Maßnahmen glücklicherweise ja bei weitem nicht so stark betroffen. Die Kolleg*innen aus dem Live-Sektor sind hier seit Monaten mit einem nicht nur wirtschaftlichen Drama konfrontiert, dessen Ausgang noch ungewiss ist. Die Branche steht hier bei den Hilfspaketen mit Rat und Tat solidarisch zur Seite. Die generellen Chancen und Herausforderungen liegen allerdings ja relativ klar auf der Hand: Die Impfung wird hoffentlich in näherer Zukunft den Umkehrschub zu mehr Live-Erlebnissen ermöglichen, wie wir sie kennen und uns zurückwünschen, erstmal mit bleibenden großen Herausforderungen für Veranstalter. Das wäre in erster Linie für die Künstlerinnen und Künstler und ihre Partner*innen im Live-Bereich eine großartige Nachricht und Entwicklung. Damit das nicht nach hinten losgeht und ein Konzert oder Festival am Ende doch noch zu einem Spreader-Event wird, muss allerdings sichergestellt sein, dass die Protokolle stehen, aber hier mache ich mir keine Sorgen. Für die gesamte Branche wird es sicherlich um die Frage gehen, welche Rolle das hybride Musikerlebnis in der Zukunft spielt. Hier ist vieles denkbar und die Entwicklung noch lange nicht ausgemacht.