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4 Fragen an Prof. Christian Höppner

Ein Interview mit dem Generalsekretär des Deutschen Musikrates und Präsident des Deutschen Kulturrats.

Prof. Christian Höppner ist Generalsekretär des Deutschen Musikrates und Präsident des Deutschen Kulturrats. Der Cellist und Dirigent ist selbst Berechtigter der GVL und setzt sich seit Langem in verschiedenen Ämtern für die Belange der Musik- und Kulturschaffenden ein.

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Christian Höppner

GVL: Sie wirken seit März sowohl als Generalsekretär des Deutschen Musikrates als auch als Präsident des Deutschen Kulturrats. Beide Verbände sind Eckpfeiler des kulturellen sowie kulturpolitischen Engagements in Deutschland. Wie ergänzen sich die Ämter für Sie in Ihrer täglichen Arbeit und wo gibt es doch Unterschiede? 

Höppner: Kulturpolitik ist Gesellschaftspolitik. Diese Überzeugung teilen der Deutsche Musikrat wie auch die weiteren sieben Sektionen des Deutschen Kulturrates. Auf dieser Grundlage ergibt sich ein gesellschaftspolitisch wirkungsvolles Miteinander. So bringt sich der Deutsche Musikrat mit seiner Expertise in die Gremien des Kulturrates ein, verstärkt dessen kulturpolitische Arbeit und setzt mit seinem kultur- und musikpolitischen Wirken einen deutlichen Akzent für den Schutz und die Förderung der kulturellen Vielfalt. Ganz im Sinne der UNESCO-Konvention zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen, die neben unserer Satzung die Grundlage für unsere musikpolitische Arbeit bildet.

Der Deutsche Musikrat, der weltweit größte nationale Dachverband des Musiklebens, spiegelt in seiner Struktur wie mit seiner inhaltlichen Arbeit den Kerngedanken dieser Konvention mit ihren drei Grundsäulen wider: Schutz und Förderung des kulturellen Erbes, der zeitgenössischen künstlerischen Ausdrucksformen und anderer Herkunftskulturen.

Die 100 Dachverbände und Organisationen des professionellen Musiklebens und des Amateurmusizierens sowie die 16 Landesmusikräte bringen sich mit ihrer zumeist föderal geprägten Arbeit ein. Im Zusammenwirken von Haupt- und Ehrenamt – allein in den Bundesfachausschüssen und Projektbeiräten bringen sich rund 300 Persönlichkeiten ehrenamtlich mit ihrer Expertise ein – der Mitgliederversammlung und dem Präsidium ergibt sich ein breit aufgestelltes Netzwerk musik- u. kulturpolitischer Kompetenz.

Der Unterschied zu vergleichbaren zivilgesellschaftlichen Dachverbänden begründet sich in den zwei Standbeinen unserer Musikratsarbeit: der kulturpolitischen und der praktischen Förderarbeit. Die 13 Projekte des Deutschen Musikrates, die in seiner DMR gGmbH in Bonn gebündelt sind, setzen beispielhafte Impulse in der Nachwuchsförderung, bereichern das Musikleben und sind Medium unserer musikpolitischen Botschaften. Mit den Berliner Appellen, die von der Mitgliederversammlung verabschiedet werden, und der Projektarbeit ergibt sich für den zivilgesellschaftlichen Dachverband des Musiklebens ein wirkungsreiches Ganzes, dass mehr als die Summe seiner Teile ist.

Die treuhänderische Rechtewahrnehmung sowie das kulturelle Engagement der GVL sind notwendiger denn je.

Welche Bedeutung hat die Förderung des Deutschen Musikrates durch die GVL aus Ihrer Sicht?

Die Förderung der GVL ist ein wesentlicher Baustein in unserer inhaltlichen Arbeit und ermöglicht an vielen Stellen, vom Bundesjugendorchester, dem Bundesjazzorchester, dem Deutschen Musikwettbewerb, dem Forum Dirigieren, dem Podium Gegenwart bis hin zum Musikinformationszentrum die beispielhafte Impulsgebung für das Musikleben. Darüber hinaus steht die GVL für eine nachhaltig angelegte Kulturförderung, was in der Kulturförderlandschaft eher die Ausnahme und für die langfristig konzipierte Arbeit von unschätzbarem Wert ist.

Die GVL und der Deutsche Musikrat sind seit ihrer Gründung gemeinsame Gesellschafter der Initiative Musik. Wie erleben Sie den Werdegang der Initiative Musik?

Eine Erfolgsgeschichte ohne Beispiel. Seit der Gründung der Initiative Musik im Jahr 2007 durch die beiden Gründungsgesellschafter GVL und DMR, der Etatisierung bei der BKM und der Förderung durch die GVL sowie der GEMA hat sich die Initiative Musik zu der zentralen Fördereinrichtung der Bundesregierung und der Musikbranche für die deutsche Musikwirtschaft entwickelt. Sie steht für die Förderung aller Genres der Popularmusik.

Heute gehört die Förderung der Künstlerinnen und Künstler, die Strukturförderung, die Exportförderung, die Preise Applaus und Deutscher Jazzpreis sowie die Akademie für Populäre Musik ebenso dazu, wie die Realisierung von sechs Teilprogrammen im Rahmen des Rettungs- und Zukunftspaketes von NEUSTART KULTUR der BKM.

Dank des so erfolgreichen Wirkens von unserem Präsidiumsmitglied Dieter Gorny, der soeben einstimmig wieder zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Initiative Musik gewählt wurde, des in jeder Hinsicht so außergewöhnlichen Engagements der BKM und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie eines kreativen Teams mit den beiden Geschäftsführerinnen Ina Kessler und Tina Sikorski ist die Initiative nicht nur eine unverzichtbarer Säule für unser Musikleben im Sinne der UNESCO-Konvention Kulturelle Vielfalt, sondern auch gut für die aktuell stürmischen Zeiten aufgestellt.

Sie sind seit über 30 Jahren als Cellist und Dirigent selbst Berechtigter der GVL. Welchen Beitrag leistet die GVL aus Ihrer Sicht für Künstler*innen und Labels?

Aus der Perspektive meiner früheren freiberuflichen künstlerischen und pädagogischen Arbeit wie aus der heutigen Betrachtung der oftmals schwierigen bis desaströsen Rahmenbedingungen für die Soloselbstständigen ist die treuhänderische Rechtewahrnehmung wie das kulturelle Engagement der GVL notwendiger denn je.

Foto: © Christoph Soeder/dpa